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100 Jahre Agrarzentrum („Landwirtschaftliche Versuchsstation“)
Die Entstehung und Entwicklung der Gemeinde Limburgerhof ist eng mit der Unternehmensgeschichte der BASF verbunden. Ihre besondere infrastrukturelle und städtebauliche Genese ist ohne die Wirtschafts-, Forschungs- und Firmenkulturgeschichte der BASF nicht denkbar. Die Worte des Vorstandsmitglieds der BASF, Peter Oakley, zum 75. Jubiläum der Gemeinde gelten genauso noch heute:“ Eine enge und langjährige Freundschaft verbindet Limburgerhof mit der BASF“. Der heute 87jährige langjährige Leiter der Versuchsstation, Dr. Edmund Köhler, bekräftigte durch seinen Besuch des Vortrags „Limburgerhof und die BASF – Zusammen durch ein Jahrhundert“ am 28. April 2014 seine ehemals gesprochenen Worte beim Festakt aus Anlass des 50. Jubiläums der Gemeinde Limburgerhof: „So wie einerseits die BASF vieles zur Entwicklung der Gemeinde beigetragen hat, war umgekehrt die Gemeinde Limburgerhof den Wünschen und Vorstellungen der BASF gegenüber stets aufgeschlossen. Vieles wurde in vertrauensvoller Zusammenarbeit geschaffen“. Im folgenden Beitrag sollen einige Linien der gemeinsamen 100 Jahre skizziert werden.
Genau vor 100 Jahren, nämlich von März bis Ende Juni 1914, wurden auf Veranlassung von Carl Bosch, dem späteren Vorstands-vorsitzenden und Nobelpreisträger, am "Mannheimer Weg" ein einstöckiger kleiner Fachwerkbau mit 4 Laborräumen, 3 Schreibzimmern, einer Gärtnerwohnung mit angebauter Drahthalle für Gefäßversuche sowie 2 Holzschuppen für Arbeitspferd und Gerät erstellt. Dies war der Anfang der Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Limburgerhof, die heute 1.700 Mitarbeiter zählt. Die ersten Gefäßversuche wurden bereits im April 1914 angesetzt. Vorausgegangen waren 1913 Beratungen Carl Boschs mit dem „Vater des Vegetationsversuchs“, dem Direktor der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Darmstadt, Prof. Dr. Wagner. Der mit der Technik solcher Versuche besonders gut vertraute Fachmann und Agrikulturchemiker Dr. Hans Frese wurde mit dieser Aufgabe betraut. Begonnen wurde mit 4 Mitarbeitern, darunter Obergärtner Hermann Mall, der 1948 pensioniert wurde und besonders in der „Siedlergemeinschaft der BASF Limburgerhof“ zu den geselligen Runden gehörte.
Gekauft hatte die BASF den „Limburger Hof“ am 22. April 1899. Die Kaufurkunde trägt die Unterschriften von Heinrich von Brunck und Sigmund Vischer. Ursache für diesen Kauf war eigentlich der Plan zum Bau einer Werkskolonie für 1.100 Familien mit insgesamt 6.000 Personen auf dem Areal zwischen der alten Römerstraße, der heutigen Speyerer Straße, dem „Hohen Mühlweg“ entlang des Eichelgartens sowie dem Hungergraben und dem Böhlgraben. Die Notwendigkeit für die Errichtung einer Werkssiedlung außerhalb der Stadt Ludwigshafen lag in der rasanten Entwicklung der BASF. Um die Jahrhundertwende galt die BASF bereits mit 7.000 Mitarbeitern als die größte chemische Fabrik der Welt, für die damalige Zeit ein Wachstum gigantischen Ausmaßes. Begonnen hatte die BASF erst 1865 mit dreißig Mitarbeitern auf Ludwigshafener Stadtgebiet.
Wäre die BASF wie ursprünglich geplant in Mannheim ansässig, dann wäre Ludwigshafen möglicherweise eine kleinere Handelsstadt mit 30.000 Einwohnern und Limburgerhof ohne nennenswerte Entwicklung geblieben. Hinzu kam der Bau der Ludwigsbahn von Bexbach nach Ludwigshafen (1847), mit der die Kohle über die Schiene an den Fluss gebracht werden konnte. Infolge der damaligen wirtschaftlichen Entwicklung Ludwigshafens zum Industriestandort überwiegend durch die BASF erhöhte sich die Einwohnerzahl der Stadt von 38.000 Einwohnern im Jahr 1896 innerhalb von 10 Jahren auf das Doppelte.
So entstand die „Wohnungsfrage“. Häufig wohnten bis zu 9 Personen, oft in Untermiete als Zubrot für die dort ansässigen Arbeiterfamilien, in einem kleinen Zimmer. Die Wohnungsnot in der noch jungen Stadt war groß, und eine Untersuchung durch das Bayerische Innenministerium um 1900 ergab, dass 80 Prozent der Wohnungen in einem miserablen Zustand waren. Hinzu kam, dass die BASF bemüht war, in Reaktion auf die Bestrebungen der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften eine Stammarbeiterschaft aufzubauen, die dem Werk treu verbunden war. So wurde beispielsweise ab 1908 den Mitarbeitern nach zehnjähriger Betriebszugehörigkeit 1 Woche Urlaub gewährt. Die Notwendigkeit einer Professionalisierung der Arbeiterschaft von der Ungelerntheit hin zur Fachlichkeit führte zusammen mit der „Wohnungsfrage“ letztlich zu den Plänen der BASF, für ihre Mitarbeiterschaft, auch gegen die hohe Fluktuation, festen Wohnraum außerhalb der Stadt zu schaffen. Der „Limburger Hof“ mit dem an der Kreuzung der 1776 gebauten Straße nach Mutterstadt und der Ludwigsbahn entstandenen Bahnhof bot hierfür besonders günstige Verhältnisse. Gab es doch bald die Arbeiterzüge, die die Mitarbeiter direkt ins Werk hinein transportierten.
Gleich nach dem Kauf plante der „Backsteingeneral“ Eugen Haueisen, der auch für die Planung des damaligen städtischen Krankenhauses zuständig war, 63 Doppelhäuser an der Brunck- und Sieglestraße, so, wie sie heute noch stehen. Der für die weitere Entwicklung Limburgerhofs zur „Gemeinde im Grünen“ charakteristische Gartenstadtcharakter nahm dort seinen Anfang. Ein weiteres prägendes Element für die Entwicklung der Gemeinde war, dass die BASF anteilig je zur Hälfte katholische und protestantische Familien ansiedelte und damit in Limburgerhof das Prinzip eines guten ökumenischen Miteinanders und einer darüber hinausgehenden bürgerschaftlichen Ausgewogenheit begründete. Außerdem mussten die Mieter verheiratet sein. Die Bewohner der Kolonie waren meist zuvor aus dem Umland in die Stadt Ludwigshafen Zugezogene.
Das 1. Stiftungsfest des „Gelben Arbeitervereins“, ein von der BASF gegründeter gemäßigter Arbeiterverein, fand 1911 mit 6.000 Personen auf dem „Limburger Hof“ statt. Dass es der BASF in diesem Zusammenhang auch um die Sorge für die geistlich-religiöse Betreuung der Mitarbeiter ging, zeigt sich in dem Bau der noch heute im Park stehenden kleinen Kapelle im Jahr 1911 durch die BASF. Die Kapelle hatte 2 Altäre für die Gottesdienste beider Konfessionen. Außerdem stellte die BASF den beiden Pfarrern, dem protestantischen Jakob Jung und dem katholischen Johannes Fink, später in dem Reihenhaus am damaligen Königsplatz, dem heutigen Berliner Platz, zwei nebeneinander liegende Wohnungen zur Verfügung. Diese Bemühungen waren notwendig, kennzeichnet doch der vormalige katholische Pfarrer Werner die Lage 1920 mit den Worten: “Ich glaube, in der ganzen Pfalz gibt es keine Lokalkaplanei, wo die religiösen Verhältnisse so traurig sind, wie auf dem Limburgerhof. Hier gibt es ein Konglomerat von Familien aus aller Herren Länder, die keinen religiösen Fond mitgebracht haben“. Und der vormalige protestantische Pfarrer Junker schreibt 1926: “In Limburgerhof sind mehr Menschen als sonstwo, die sich einen eigenen Weg suchen. Das ist der aussichtsreichste Punkt, aber auch der bedenklichste.“ Beide Pfarrer betreuten denn auch über mehr als 2 Jahrzehnte ihre Schäfchen und sind vielen Limburgerhofern noch heute in bleibender Erinnerung. Pfarrer Fink war sehr lebensnah. Einmal hatten ihm wohl Buben aus dem Pfarrgarten Kirschen geklaut. Daraufhin befestigte er ein Schild im Vorgarten, auf dem stand:“ Der liebe Gott sieht alles!“ Am nächsten Morgen hing ein weiteres Schild darunter mit der Aufschrift:“ Aber er verrät uns nicht!“
Die von der BASF 1912 veranlasste Planung der städtebaulichen Fortentwicklung der Kolonie durch den Münchner Architekten Theodor Fischer wurde infolge des 1. Weltkrieges und der Errichtung der Landwirtschaftlichen Versuchsstation mit ihren umliegenden Versuchsfeldern nicht in dem geplanten Umfang vollendet. Der damals als der renommierteste Städteplaner Deutschlands geltende Architekt wollte eine grundlegende städtebauliche Wendung dieser Werkssiedlung einleiten. Ihm war entgegen der Rasterartigkeit der Bebauung durch Haueisen an einer geöffneten und in geschwungenen Straßenzügen gestalteten Bebauung gelegen. Die freundliche Gestaltung der Häuser und ihrer Umgebung sollte das gesamte Leben der Menschen „durchwirken“ mit dem Ziel der „Verbesserung und Verschönerung des Daseins“. „Gesundheit und Wohlbehagen“ sollten sich in einer „glücklichen Ordnung der Dinge“ entwickeln können.
Geplant war von ihm eine komplette Infrastruktur, die im Sinne einer Kleinstadt unter Beibehaltung des Schlösschens mit seinem Park und des Gutshofes ein Ort der kurzen Wege, des gut nachbarschaftlichen Zusammenlebens, der sozialen Nestwärme, der unverwechselbaren Identität und der Bereitstellung von Möglichkeiten der Entwicklung von Individualität und gelebter Gemeinschaft sein sollte. Damit schuf er wesentliche prägende Leitlinien, die für Limburgerhof charakteristisch sind. Verwirklicht werden konnten schließlich die Häuser der „Neuen Kolonie“, die damals noch von Feldern umgeben und mit ihrer anmutigen Bogenarchitektur weithin sichtbar war, sowie das neue Schulhaus am Schlösschen, die Häuserzeile in der Parkstraße Nr. 4 bis 10 und das „Gasthaus Limburgerhof“.
Das „Gasthaus Limburgerhof“ war denn auch jahrzehntelang der gesellschaftliche und kulturelle Mittelpunkt der Gemeinde Limburgerhof. In ihm feierten besonders die mit der Errichtung der Kolonie bald gegründeten und von der BASF geförderten Vereine wie der „Männergesangverein 1903“, die „Turngemeinde 1904“, der „Pfälzerwaldverein“ und der „Gartenbauverein“ ihre Feste und prägten auch damit den Zusammenhalt der Limburgerhofer Bürgerschaft. Legendär ist das preisgünstige, reichhaltige und hervorragende Essen im Gasthaus Limburgerhof. So verzeichnet die Speisekarte 1969 unter anderem „Gespickte Hirschkeule“ für DM 6.70. Die Suppe gab es bei Herrn Stolz immer umsonst aus einer großen Terrine, was mitunter auch Gutverdienende veranlasste, das Gasthaus nach dem Genuß der Suppe wohlgesättigt zu verlassen.
Das Gasthaus Limburgerhof, auch „Vereinshaus“ bzw. „Feier-abendhaus“ genannt, war ebenso stets der gastliche Treffpunkt für die Bewirtung der vielen Gäste der Versuchsstation aus aller Welt. 1980 wird von 300. 000 Besuchern Limburgerhofs in den zurückliegenden Jahren seit Anbeginn berichtet. Durchschnittlich dürften es etwa 6. 000 Besucher pro Jahr gewesen sein. So blieb der Besuch des Königspaares aus Siam im Jahr 1928 in legendärer Erinnerung, aber auch die vielen Besuche, häufig per Hubschrauber von Landwirtschaftsministern aus China, damaliger Sowjetunion und anderswo her mit Landung auf dem „heiligen grünen Rasen“ vor dem Verwaltungsgebäude.
Uns Kindern und Jugendlichen war damals der Einflug der Hubschrauber ein aufregendes Erlebnis aus nächster Entfernung. So also wurde der Ortsname „Limburgerhof“ allmählich in aller Welt bekannt und ist somit ein bleibendes Markenzeichen der BASF.
Übernachtet haben die Gäste damals meist in der legendären Gaststätte mit „Fremdenzimmer“, den „Dreizehnlinden“.
Vom herzlichen Zusammenhalt der „Aniliner“ erzählt auch jene Anekdote, wonach eine Abordnung der BASF nach einem Zwischenhalt in den „Dreizehnlinden“ am Grab eines Arbeitskollegen einen Kranz niederlegte und dabei einer sprach: „Lieber Kollege! Ruhe sanft, und bleib´ gesund!“
Der Name „Limburgerhof“ hat in allem seine ganz eigenen Metamorphosen erlebt. Noch heute schreibt die BASF auch in ihrer Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Agrarzentrums: „Der Limburgerhof…“ Dies ist ein Name, der wohl an die Bezeichnung „Der Gutshof“ angelehnt ist bzw. daraus entspringt. Ursprünglich hieß es „Das Limburger Gut“. Es gehörte zur Gemeinde Schifferstadt und war Teil der Schenkung Kaiser Konrads II an das Benediktinerkloster „Limburg“. „Limburg“ leitet sich von „Lintpurg“ ab, wobei mit „Lint“ der Lindwurm gemeint ist. Später, als der Mutterstadter Gerichtsvollzieher Bièchy 1807 dieses Fleckchen Erde von den Franzosen ersteigerte, wurde die Bezeichnung „Der Limburger Hof“ geprägt. Denn Bièchy hatte an der Kreuzung „Alte Speyerer Landstraße“ und „Schifferstadter Weg“, dem heutigen Birkenweg und der Fortsetzung des Weges vom Turm durch den Park zum Schlösschen hin einen Gutshof mit Scheune und einer kleinen Gaststätte gebaut. Wie man erzählte, wurde der „Schifferstadter Weg“ auch „Schwarzer Weg“ genannt, weil die Schifferstädter Marktfrauen auf ihrem Weg nach Mannheim zuzeiten der Zollhütte bei der Rehhütte diese durch den „Schwarzen Weg“ umgehen konnten. Nach dem Verkauf 1826 an Graf Waldner de Freundstein errichtete dieser das „Schlösschen“ mit Turm und Orangerie als Sommersitz für seine Frau Friederike. Die älteren Limburgerhofer sagen im Dialekt zu ihrer Gemeinde „Die Limburg“, sicherlich auch in Hinblick auf die Namensgeberin, die Limburg bei Bad Dürkheim.
Die insbesondere von der BASF eingeleitete Siedlungsgeschichte Limburgerhofs machte nach und nach eine eigene politische Gemeindegründung unumgänglich. Gehörte doch diese Siedlungsfläche vier verschiedenen Gemeinden an: Schifferstadt mit 345 ha, Mutterstadt mit 255 ha, Neuhofen mit 238 ha und Rheingönheim mit 63 ha. Lediglich am Haltepunkt „Hauptbahnhof Mutterstadt“, dem heutigen Bahnhof Limburgerhof, gab es eine kleinere noch heute stehende Ansiedlung von Mutterstadtern, sowie im Bereich der damaligen auf Rheingönheimer Gebiet liegenden Zuckerfabrik, wie z.B. das ehemals dazu gehörende Arbeiterhaus, in dem heute das „Bistro Ambiente“ ist. Wurde in der Kolonie ein Kind geboren, so hieß es auf der Geburtsurkunde: „Geboren in Schifferstadt auf dem Limburgerhof“. Die private simultane, 1902 durch die BASF im Schlösschen untergebrachte Volksschule, sowie der 1903 ebenfalls durch die BASF errichtete Friedhof waren anfangs nur für Werksangehörige zugänglich. Standesamtliches und Kirchliches musste umständlich jeweils in den 4 Muttergemeinden erledigt werden. So gab es sehr früh bereits Bestrebungen, diese unbefriedigenden Verhältnisse zu ändern. Insbesondere die beiden sozialdemokratischen Bürger Michael Stein und Georg Schwarz, der erste Bürgermeister der 1930 gegründeten Gemeinde Limburgerhof, versuchten in ihren jeweiligen Gemeinderäten Mutterstadt und Schifferstadt eine Bewegung hin zur Gründung einer selbständigen Gemeinde Limburgerhof in Gang zu setzen, was nach vielen politischen Kämpfen unter Beteiligung der Bürger – so fand im März 1927 im Gasthaus Limburgerhof, das „bis auf den letzten Platz gefüllt war“, eine Bürgerversammlung statt – schließlich gelang.
Die Liste der Förderungen, Hilfen und Unterstützungen durch die BASF seit der Errichtung der Kolonie ist unglaublich lang. Vor allem „Aniliner“, deren Familien, Vereine, Initiativen, aber auch die politische Gemeinde und die Bürger insgesamt haben unzählige Zuwendungen in materieller, finanzieller, aber auch ideeller Weise erfahren.
So erfuhren beispielsweise viele Familien in den wirtschaftlich schlechten zwanziger Jahren aus Anlass der Kommunion oder Konfirmation größere Zuwendungen, wie auch Unterstützungen insgesamt in den Kriegsjahren. Die Mitte der dreißiger Jahre und später begonnenen Siedlungsbauten wie die Siedlungen an der Bachgasse oder an der Speyerer Straße am Wiesenweg, die „Waldsiedlung“ an der Waldgasse oder am Bellenweg schufen für die Mitarbeiter der BASF günstig zu erwerbenden Wohnraum. Mit dem Bau von neun Behelfsheimen wurde ausgebombten Familien Hilfen gewährt, darunter auch dem Verfasser dieser Zeilen. Ein Behelfsheim ist übriggeblieben und gibt der 1943 gegründeten “BASF-Siedlergemeinschaft“ noch heute Unterkunft. Der Bau der Carl-Bosch-Schule war nur möglich durch die Bereitstellung eines zinslosen Darlehens der BASF und als die Gemeinde den Turm im Park 1984 renovierte, spendete die BASF dafür 150.000 DM. Zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Gemeinde Limburgerhof brachte Dr. Köhler damals 50.000 DM mit. Hierzu gehört auch die Hinzuziehung von überaus prominenten Städteplanern für die jeweilige bauliche Weiterentwicklung von Limburgerhof. So unterstützte die BASF in vielfältiger Weise den Aufbau der Infrastruktur der Gemeinde.
Aber auch für besonders gehobenen Wohnraum für ihre leiten-den Mitarbeiter sorgte die BASF durch großzügige Schaffung von günstigen Bedingungen etwa beim Kauf von Baugrund oder beim Bauen selbst. Die Akademisierung der chemischen Industrie und der Landwirtschaft hatten längst eingesetzt. Und so kam es ganz besonders in Limburgerhof zum Zuzug vieler leitender Angestellter der BASF von weit her. Die Entwicklung und das Wohl ihrer neuen Heimat verfolgten sie stets mit großem Interesse und übernahmen in vielfältiger Weise direkte oder indirekte Verantwortung für das Gemeinwohl. Eine einschneidende städtebauliche Weiterentwicklung ergab sich, als der von den Limburgerhofern so genannte „Gutshofacker“ an der Knospstraße bebaut wurde und dort unter Verwendung von handgestrichenen roten ostfriesischen Klinkern das „Rote Dorf“ gegenüber der „Neuen Kolonie“ entstand. Noch einschneidender war für das gewohnte Ortsbild sicherlich der Abriß des Gutshofes der BASF zwischen Speyerer Straße und Parkstraße Ende der sechziger Jahre, sowie der alten Scheune des Bièchy und der Orangerie der Gräfin Waldner de Freundstein.
Für den Zusammenhalt der Limburgerhofer mit „ihrer Station“ war auch immer der zugehörige „Gutshof“ wichtig. Wir Kinder liebten insbesondere die Tiere, die Pferde, Schweine und Hühner. Manch einer der zum Kriegsende Geborenen hat von dem langjährigen Leiter des Gutsbetriebes, dem Ökonomierat Schäfer, den die Jugendlichen damals „Speckes“ nannten, nahrhafte Milch geschenkt bekommen. Es war die Zeit, in der man im Hinblick auf die innerbetrieblichen Verhältnisse sowie auf die Beziehungen der Limburgerhofer zur „Station“ und dem Gutshof von „familiären“ Verhältnissen sprach.
Dies erinnert an den Satz Heinrich von Bruncks: “Die Anilinfabrik ist eine große Familie, die nicht nur durch gemeinsame Arbeit, sondern auch durch gegenseitige Achtung und Vertrauen zusammengehalten wird.“ Es war eine Zeit nach dem Krieg, die den Limburgerhofern trotz aller Beschwernisse als „gute Zeit“ in Erinnerung geblieben ist. In legendärer Erinnerung bleibt auch der Ausspruch des schwäbischen Ökonomierats Schäfer nach einem feuchtfröhlichen Abend: “Wo`s Saufe e` Ehr isch, isch`s Kotze koi Schand!“
Die Entwicklung der Bevölkerung Limburgerhofs erfuhr durch die Gründung des Jugenddorfes 1957 durch die BASF zusammen mit dem Christlichen Jugenddorfwerk Deutschland eine erhebliche Bereicherung. Den jährlich 650 im Jugenddorf wohnenden Auszubildenden, die aus den damals strukturschwachen Gebieten des Saarlandes und des Bayrischen Waldes kamen, wurde unter dem Motto des damaligen Präsidenten Arnold Dannenmann „Keiner darf verloren gehen!“ eine besonders christlich wertorientierte Erziehung zuteil. Dies hatte auch eine große Ausstrahlung auf die Jugend in Limburgerhof und die Gemeinde insgesamt. Aus der Dynamik dieser Jahre gingen die großen sportlichen Leistungen wie die Deutsche Meisterschaft im Volleyball, aber auch indirekt der Bau des damals landesweit hoch-modernen Waldstadions und des Jugendzentrums hervor. Heute ist ein wichtiger Berührungspunkt auch die enge kollegiale und fachliche Zusammenarbeit der Werksfeuerwehr der BASF mit der Freiwilligen Feuerwehr Limburgerhofs für das Agrarzentrum.
Die BASF bezeichnete 2004 das Agrarzentrum als „Kernstandort der Entwicklung des weltweiten Pflanzenschutzes“. Die Gemeinde Limburgerhof ist zu einem international bekannten Forschungs- und Wissensstandort in der Metropolregion Rhein-Neckar geworden und bietet dem Unternehmen, aber auch seinen Mitarbeitern in Limburgerhof ein anspruchsvolles Umfeld.
Dank der BASF sind die ehemalige Wernst’sche Mühle, das Herrenhaus sowie die Gebäude um den ehemaligen „Unterwirt“ bei der Rehhütte erhalten geblieben und in einem hervorragend renovierten Zustand. Die BASF bot von Anfang an in vielfältiger Weise Hilfen zu einer guten Infrastruktur und einem gelingenden Miteinander ihrer Mitarbeiter und der Bürger Limburgerhofs ins-gesamt. Dies war sicherlich auch eine grundlegende Ursache für ein Klima der gegenseitigen, auch generationenübergreifenden Wertschätzung der Bürger in unserer Gemeinde.
In Hinblick auf die gemeinsame erfolgreiche Entwicklung der Gemeinde Limburgerhof und der Landwirtschaftlichen Versuchsstation, dem heutigen Agrarzentrum, wandte sich das ehemalige Vorstandsmitglied Peter Oakley während des Festaktes zum 75jährigen Jubiläum der Gemeinde im Jahr 2005 an die Bürger Limburgerhofs mit den Worten: “Limburgerhof hat eine stolze Vergangenheit. Ich wünsche Ihnen und uns eine ebenso stolze Zukunft!“ Diesen Worten gerecht zu werden, gilt unser gemeinsames Bestreben auch in Zukunft!