Porträt der Alten Kolonie


Die städtebauliche Entwicklung Limburgerhofs hatte in der „Kolonie für Arbeiter und Angestellte der BASF“ ihren Anfang. Was der „Backsteingeneral“ HAUEISEN im Jahre 1900 mit 60 Doppelhäusern in der „Alten Kolonie“ begonnen hatte, entwickelte der Münchener Städteplaner Theodor FISCHER mit dem Bau der „Neuen Kolonie“ mit 98 Wohnungen 1913 weiter. Es war die Planung einer kompletten Infrastruktur für „den Limburgerhof“, wie die BASF ihr 1899 erworbenes „Limburger Hofgut“ hinfort nannte. Darin waren u. a. die Umnutzung des Schlösschens in eine „Private Volksschule“ (1902), die Einrichtung eines Friedhofes, die Erstellung einer Simultankirche (1911) sowie der Bau eines „Gasthauses“ (1925) enthalten. Ihre ausgeprägt soziale Unternehmenskultur führte dazu, dass die BASF in der fußläufigen Nähe des 1847 eingeweihten Eisenbahnhaltepunkts „Hauptbahnhof Mutterstadt“, wie er bis 1938 hieß, eine Siedlung anlegte, um durch diese „Wohlfahrtseinrichtungen“ die Wohnverhältnisse ihrer Arbeiter und Angestellten zu verbessern. Die Straßen in der Kolonie sind nach den in der BASF damals verantwortlichen führenden Personen wie Heinrich von BRUNCK, Heinrich CARO, August HANSER, Rudolf KNIETSCH, Rudolph KNOSP, Gustav SIEGLE und Siegmund VISCHER benannt.

Der ausgeprägte Gartenstadt-Charakter der heutigen Gemeinde Limburgerhof fand in den idyllischen Ensembles mit den großen Gartenflächen, deren „sorgfältige Pflege“ die BASF per Hausordnung verlangte, in den Anbauten zur Kleintierhaltung sowie den privaten Brunnen im Garten (ab 1911 diente der Turm im Park als Wasserturm) seinen Anfang. Licht gaben die Petroleumlampen sowie das „Stadtgas“, bis die Pfalzwerke ab 1933 ein Ortsnetz mit Straßenbeleuchtung erstellte.


Carl BOSCH, der spätere Vorstandsvorsitzende der BASF und Nobelpreisträger (1931), festigte durch die Gründung der Landwirtschaftlichen Versuchstation 1914 den Standort Limburgerhof mit seiner „Kolonie“. Dabei fand dies alles bis zur Gründung der politischen Gemeinde Limburgerhof im Jahr 1930 unter dem damaligen aus Speyer stammenden bayrischen Innenminister Karl Stützelauf Schifferstadter Gemarkung statt. Wurde in der Kolonie ein Kind geboren, so stand auf der Geburtsurkunde „geboren in Schifferstadt auf dem Limburgerhof“.

Auch wenn die Siedlungen Rehhütte und Kohlhof viel älteren Ursprungs sind, so meinen wir meistens die Familien aus der „Kolonie“, wenn wir von „alten Limburgern“ sprechen. Die alten Namen und Erzählungen aus dieser Zeit ranken sich allesamt um die „Kolonie“, das Schlösschen und das „Vereinshaus“ oder „Feierabendhaus“, wie das „Gasthaus“ auch genannt wurde. Legendär war auch das an die Kolonie angrenzende, über dem Böhlgraben (heute Kirchenstraße) gelegene Gasthaus „Dreizehnlinden“. Wenn man früher sonntags Besuch aus der „Stadt“ hatte, dann spazierte man nach dem Essen durch die Straßen der Kolonie und zeigte stolz die wunderschönen Vorgärten. Wenn wir vom „Zusammenhalt“ der „alten Limburger“ sprechen und dabei manchmal ein bisschen wehmütig sind, dann meinen wir die alten Zeiten der Kolonie und was sich dann drum herum alles entwickelt hat. Ohne die Kolonie gäbe es heute den weltweit bekannten „Forschungsstandort Limburgerhof“ sicherlich nicht. Vieles hat sich geändert, aber die schmucken Häuser der Kolonie stehen immer noch da so wie am ersten Tag.