Glasfaser – Technologie der Zukunft!?


Vor- und Nachteile der Glasfasertechnologie für die Gemeinde Limburgerhof war das Thema eines Informationsabends im Kultursaal des Ortszentrums. Als neutrale Fachquelle und Kompetenzzentrum hatte die Gemeindeverwaltung dazu das Gigabit-Büro des Bundes eingeladen. Eigens dazu nach Limburgerhof gekommen war dessen Leiter Sven Butler, weil die Informationen erstmals auch in einem neuen Format präsentiert wurden: eine Parallel-Veranstaltung online im Internet und live im Kultursaal. Was gut ankam: insgesamt gab es rund 80 Teilnehmer.

Bürgermeister Andreas Poignée gab in seinem Grußwort einen Rück- und Ausblick. Gemeinderat und –verwaltung unterstützten mit ihrem ja zum Glasfaserausbau nicht nur die technische Innovation, sondern sehen darin das Rückgrat der Infrastruktur für künftige Generationen und das Steigern der allgemeinen Lebensqualität. Er verstehe durchaus die Skeptiker, aber die digitalen Anforderungen aus Alltag und Arbeitswelt würden auf jeden Fall steigen, Corona habe das gezeigt.

Nachhaltig (weil durch das Lichtsignal weniger Strom fließt), zuverlässig, zeitsparend (durch schnellere Verarbeitungszeiten) nannte Sven Butler als wichtigste Kriterien der Technologie. Durch die Vorlaufzeiten für den Bau müsse man sich jetzt damit beschäftigen:“ Denn günstiger wird es für alle nicht.“ Klar sei: es gehe nicht ohne Tiefbaumaßnahmen im Gemeindegebiet. Informationen zur Verkabelung in den Häusern gäbe es in einer Broschüre unter www.gigabitbuero.de.

Maßgeblich mitinitiiert hatte den Informationsabend Beigeordneter Michael Goldschmidt, der über den Ausbaustand der digitalen Leitungen in Limburgerhof berichtete.

 

Nachfolgend Fragen der Bürgerinnen und Bürger bei der Gigabit Büro Veranstaltung, viele generellen Punkte zusammenfassen

Fragen: Kennt man die Struktur der Haushalte, die noch keinen Vertrag mit GigaNetz abgeschlossen haben? Was ist die Ursache für die niedrige Vermarktungsquote in Limburgerhof?
Antwort: Wir kennen nicht die Struktur, jedoch einige der Gründe, z.B. Zufriedenheit mit dem jetzigen Angebot der Datenübertragungsrate, zu alt für neue Technik, zu teuer, mögliche Schäden am Eigentum bei Installation. Die Gemeinde versteht die Gründe. Insbesondere die unserer älteren Mitbürger. Deswegen möchte GigaNetz auch nur 35% der Haushalte als Vertragspartner gewinnen, um in ganz Limburgerhof Glasfaser zu verlegen.

Frage: Ab wie vielen Bestellungen wird GigaNetz das Glasfasernetz bauen?
Antwort: Wenn 35% der Haushalte in Limburgerhof einen Vertrag abgeschlossen haben. Aktuell haben 23% der Haushalte in Limburgerhof einen Vertrag abgeschlossen.

Frage: Wenn es zum Netzausbau kommt, was kostet das den Bürger, die bestellt haben, und die die nicht bestellt haben?
Antwort: Der Netzausbau kostet die Bürger in der momentanen Vermarktungsphase nichts. Erst wenn das Netz steht und funktioniert, tritt der Vertag mit seinen individuellen Kosten für den Anschluss in Kraft (ab €9,90 und ab dem 7. Monat ab €39,90). Wer nach der Vermarktungsphase einen Hausanschluss haben möchte, bezahlt zusätzlich einen Einmalbetrag bis zu €1990. Der Hausanschluss beinhaltet die Installation des Empfängergeräts im Haus, z.B. Keller, Hausanschlussnische. Alle weiteren Kabelverlegungen im Haus bezahlt der Bürger selbst. Hier kommt es darauf an, welche Art Leitungen derzeit im Haus liegen, z.B. Koax-Kabel oder Kupferkabel. Eine Notwendigkeit zum Umbau muss mit dem Techniker von GigaNetz vor Ort besprochen werden. Nicht immer ist ein Umbau notwendig.

Frage: Ist Glasfaser bzw. Datenverbindung nicht eine Grundversorgung? Wenn ja, wie können Behörden dann derart offen gegenüber Qualität und Qualitätssicherung sein, z.B. Betreiber, Konzession?
Antwort: Der Bund hat sich im Fall von Glasfaser für die Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen im Zusammenhang mit einer privatwirtschaftlichen Investition entschieden. Damit haben die Bürger eine Wahlfreiheit und sind nicht gezwungen, wie derzeit bei Telefon durch die staatliche Post. Jedoch benötigt der Investor eine Mindestbeteiligung der Haushalte, damit sich seine Investition in einer überschaubaren Zeit amortisiert.

Frage: Wenn die heute benutzten Kupferleitungen früher oder später ersetzt werden, macht dann jeder Anbieter wieder sein eigenes Netz per Tiefbau in unseren Straßen?
Antwort: Die Kupferleitungen werden erstmal nicht ersetzt. Jeder Betreiber kann sein eigenes Netz in unsere Straßen bauen. Das können wir von der Gemeinde nicht einmal verbieten. Jedoch kann ein Anbieter andere Anbieter sein Netz benutzen lassen. Dazu sind Kooperationsverträge notwendig. Den Rahmen dazu regelt die Bundesnetzagentur. In der Zukunft mag es für die Anbieter keinen Sinn mehr machen neben einem Kupfernetz ein Glasfasernetz zu betreiben. Der Unterhalt wäre schlicht zu teuer. Wann der Zeitpunkt kommen wird, ist derzeit Spekulation.

Frage: Hausanschlüsse dürfen nur von konzessionierten Firmen ausgeführt werden. Ist das bei Glasfaser auch so? Ja, das ist auch so bei Glasfaser. GigaNetz stellt dazu einen deutschsprachigen Bauleiter vor Ort, der die Kommunikation zwischen durchführenden Firmen, Haushalten und Kommune sicherstellt. Das wird genauso gehandhabt wie bei einem Versorgungsanschluss, z.B. Strom, Wasser, Gas.

Frage: VDSL/DSL haben ihre physikalischen Grenzen der Datenübertragung. Glasfaser ist die Nachfolgetechnologie. Wenn GigaNetz (mangels Interesses) nicht ausbaut, was passiert dann?
Antwort: Dann müssen wir warten, bis sich wieder ein Anbieter meldet, der bei uns investieren möchte. Das könnte aber sehr lange dauern. Ein Eigenausbau durch die Gemeinde ist aus finanziellen und kapazitativen nicht möglich. Dazu müsste die Gemeinde ein eigenes Unternehmen gründen. Allein die finanzielle Belastung könnten die Haushalte von Limburgerhof nicht stemmen.

Frage: Wer ist für die Verlegung vom Hausanschluss bis zum Raumanschluss verantwortlich? Wie stellt man sich diese Leistung vor?
Antwort: Verantwortlich für die Verlegung vom Hausanschluss zum Raumanschluss ist der Eigentümer. In Absprache mit dem Techniker der GigaNetz werden die Bürger individuell beraten, ob etwas gemacht werden muss. Die Verbindung zwischen dem Abschlussgerät (ONT) und dem Router ist in der Regel selbst zu tätigen. Hierbei werden die beiden Geräte mit einem Netzwerkkabel verbunden (min. Cat5e). Sollte hierbei Unterstützung gefordert werden, bietet die Deutsche GigaNetz diese selbstverständlich an. Alternativ kann dies auch ein benachbarter Haus- und Hofelektriker übernehmen. Aber auch hier ist jedes Haus individuell zu betrachten. Genauere Informationen erhält man in einem Beratungsgespräch. Anders verhält es sich in Mehrparteienhäusern. Hier wird der Hausanschluss in jede Wohneinheit verlegt.

Frage: Wie will die Bundesnetzagentur die Abschaltung der Kupferleitungen (VDSL und DSL) „treiben“? Auch die Telekom ist als Besitzer des Netzes ein privates Unternehmen.
Antwort: Die Bundesnetzagentur „treibt“ keine Abschaltung des Kupfernetzes. Das ist eine Entscheidung der Netzbetreiber aufgrund mangelnder Kunden und hoher Betriebskosten. Momentan kursieren in der Presse spekulative Artikel über eine Abschaltung bis 2032, z.B. in der Zeitschrift Chip. Diese Diskussion wird in der Politik unserer Kenntnis nach bisher nicht geführt.

Frage: Wer überwacht die Bautätigkeiten und wie wird die ordnungsgeprüfte Abwicklung gewährleistet?
Antwort: Nach Aussage von GigaNetz werden zertifizierte Firmen mit dem Bau beauftragt. Eine deutschsprachige Bauaufsicht wird von GigaNetz zur Seite gestellt. Die Gemeinde wird ebenfalls eine Bauaufsicht beauftragen, um die ordnungsmäßige Leistungserbringung in der Straße zu überwachen. Für die Hausanschlüsse ist, wie bei allen anderen Versorgern, der Eigentümer die Bauaufsicht.

Frage: Was passiert mit den unterschriebenen Verträgen mit der GigaNetz, wenn der Glasfaserausbau nicht zustande kommt?
Antwort: Der Vertrag mit der GigaNetz ist ein zweiseitiges Handelsabkommen gemäß Handelsgesetzbuch. Wenn ein Vertragspartner seinen Teil des Vertrages nicht erfüllt, ist der Vertrag nichtig. Wir gehen davon aus, dass GigaNetz dann seine Vertragspartner informiert. Die Gemeinde wird das aber auch im Amtsblatt veröffentlichen.

Frage: Wird nach Verlegung von Glasfaser Telekom abgeschaltet?
Antwort: Nein, die Netze anderer Anbieter bleiben bestehen. Sollten Sie mit ihrem Glasfaseranschluss nicht zufrieden sein, können Sie nach Ablauf der ersten Vertragslaufzeit von 2 Jahren den Vertrag kündigen und wieder zur Telekom mit der niedrigeren Datentransferrate wechseln.

Frage: Das Glasfaserkabel liegt angeblich in der Schlesierstraße seit ein paar Jahren. Warum kann man es nicht nutzen?
Antwort: Der Gemeinde ist lediglich bekannt, dass im Gewerbegebiet Friedensau vom Kreis Glasfaser gelegt wurde. Dazu gab es Fördergelder für Gewerbegebiete. Es gibt heute wohl schon Koax-Kabel, deren Kupferkern mit Glasfasern umwickelt sind, um bis zu 1 Gigabit Datentransfer zu gewährleisten. Das sind jedoch keine reinen Glasfaserkabel, die in Zukunft bis zu 30 Gbit Datentransfer leisten können. Wenn man sich den Breitbandatlas von Deutschland für Limburgerhof anschaut, dann liegt in fast ganz Limburgerhof Koax-Kabel, welches nur von Vodafone für das Kabelfernsehen und Datentransfer bis 1 Gigabit angeboten wird. Hier soll bei einem Gigabit Ende sein und wird zukünftig auch an die Leistungsgrenzen kommen.

Frage: Hat die Deutsche Giganetz Pläne mit anderen Anbietern zu kooperieren, so dass auch Tarife über andere Anbieter(z.B. 1und1, Vodafone abgeschlossen werden können?
Antwort: Ja, solche Pläne gibt es. Nach den ersten 2 Jahren ist es möglich, derartige Verträge abzuschließen. Den Rahmen dazu legt die Bundesnetzagentur fest. Nur müssen andere Anbieter auch Interesse dafür haben.

Frage: Wie genau erfolgt der Hausanschluss mit Hauseinführung durch die Kellerwand?
Antwort: Der Anschluss erfolgt genauso wie bei allen anderen Versorgern. Technische Einzelheiten bitten wir mit der Deutschen GigaNetz zu klären.